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Regionalwerke AG Baden
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Freitag
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Unsere Energie-Profis packen es an

Ein Interview mit unseren Energie-Experten über das Tagesgeschäft und den Ausblick aufs Jahr 2023.
Gilles Tornare, Leiter Marketing
Gilles Tornare, Leiter Marketing

Gilles Tornare ist seit 2015 als Leiter Marketing bei der Regionalwerke AG Baden (RWB) tätig. Als gelernter Elektroingenieur und diplomierter Marketing Leiter ist sein Tätigkeitsfeld sehr vielseitig und beinhaltet Themen wie Energiebeschaffung und die Kundenkommunikation.

Heinz Bolliger, Leiter Energie
Heinz Bolliger, Leiter Energie

Seit Juli 1996 arbeitet Heinz Bolliger bei der Regionalwerke AG Baden. Als Leiter Energie, ist Heinz Bolliger zusammen mit Christian Favre für alle energiewirtschaftlichen Belange verantwortlich.

Christian Favre, Portfolio Manager Energie
Christian Favre, Portfolio Manager Energie

Christian Favre arbeitet seit sechs Jahren bei der RWB. Dank seiner grossen Leidenschaft für Energie und Technik, zeichnet ihn ein umfangreiches Fachwissen im Bereich Netz- und Energiewirtschaft aus davon profitieren Stadtwerke und  EVU’s.

Fragen an die Energie-Profis

Herr Bolliger, Sie sind seit über 25 Jahren als Leiter Energie für die RWB tätig. Wie ist der Ihnen unterstellte Bereich organisiert?


Heinz Bolliger: Seit Juni 2015 leite ich den Bereich Energie. Zusammen mit Christian Favre, bin ich verantwortlich für die Bewirtschaftung der Strom-, Gas-, Fernwärme- und Zertifikate-Portfolios. Genauer gesagt, kaufen und verkaufen wir Energie und Zertifikate im Namen der RWB. Es werden Preise kalkuliert, Ausschreibungen erstellt und Angebote unterbreitet. Wir führen Vertragsverhandlungen mit Lieferanten oder Kunden und schliessen entsprechende Verträge ab. Des Weiteren sind wir verantwortlich für die Erstellung von Budgets- und Mehrjahresplänen, Statistiken sowie Reports und unterstützen andere interne Bereich bei ihren Aufgaben und Tätigkeiten. Der Vergleich mit einer typischen Vertriebsorganisation ist schwierig.

Hat sich die Beschaffung im Laufe der Jahre verändert?


Heinz Bolliger: Sehr, ich möchte dies am Beispiel der «elektrischen Energie» erläutern:
Vor der Teilöffnung des Strommarktes im Jahr 2009, war es relativ einfach elektrische Energie zu beschaffen, da die Versorgungs- und Lieferantenstrukturen noch sehr starr waren. Die RWB hatte keine grossen Möglichkeiten, den Stromlieferanten zu wechseln. Ebenso gab es keinen Marktzugang für die Kunden/Endverbraucher. Wir fokussierten uns darauf, mit dem angestammten Vorlieferanten gute Preise auszuhandeln – sofern das damals überhaupt möglich war.

Heutzutage beschafft die RWB die elektrische Energie strukturiert am Markt. Mit unseren marktberechtigten Grosskunden schliessen wir teilweise back-to-back Verträge ab. Die heutige Vorgehensweise ist sehr viel komplexer und es bedarf dem Aufbau von Know-how und speziellen Kompetenzen. Am Strommarkt nehmen die Risiken zu, dafür steigen aber die damit verbundenen Gewinn-Chancen. Unser Ziel ist es, für alle unsere Kundinnen und Kunden die optimale Lösung zu finden und marktfähige Energiepreise anbieten zu können.

Welches Kundenprofil will die RWB ansprechen?


Gilles Tornare: Energie und Wasser sind elementare Güter des täglichen Bedarfs. Die RWB zählt alle Bewohnerinnen und Bewohner sowie die Unternehmungen in Baden zu ihren Kunden. Auch ausserhalb der Stadt Baden beliefern wir Geschäftskunden mit Strom oder bieten Kundinnen und Kunden vielseitige Energie-Lösungen.

Welche Rolle spielen erneuerbare Energien in der Beschaffungsstrategie?


Gilles Tornare: Erneuerbare Energien spielen für  die RWB eine grosse Rolle, und werden immer wichtiger. Wir sind Spezialisten in dieser Disziplin und gehen individuell auf Kundenbedürfnisse ein. Wir liefern die gewünschte Menge erneuerbare Energie aus unseren regionalen Produktionsanlagen oder beschaffen sie am Markt.

Herr Favre, Sie sind der Ansprechpartner für Energieportfolios der Geschäftskunden. Was sind die Vorteile des Produktes «profistrom»? 


Christian Favre: Wir bieten KMU-Kunden die Möglichkeit, ihre Strombeschaffung der RWB kostenlos im Mandat zu überlassen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Kunden ohne professionelle Begleitung durch einen Portfolio Manager, die Risiken im komplexen Strommarkt aus den Augen verlieren.

In Zeiten mit signifikanten Marktpreisvolatilitäten, wie wir sie aktuell erleben, heisst dies oft, dass der Kunde seine Energie zu einem ungünstigen Zeitpunkt ausschreibt beziehungsweise einkauft. Manchmal hat er aber Glück und kann zu besseren Konditionen als im aktuellen Vertrag einkaufen. Um das Spannungsfeld zwischen Risiko und Glück zu entschärfen, bietet sich die Strombeschaffung im Mandat an – eine komfortable und sorglose Lösung.

Bei der mehrjährigen Energielieferung, vorausgehenden Beschaffung in Tranchen, wird die Marktpreisvolatilität durch die Durchschnittspreismethodik eingedämmt. Kundinnen und Kunden bleiben somit von Preisrisiken verschont. Dank dieser Beschaffungsstrategie profitieren Kunden von einer professionellen Lösung und können sich auf ihr Tagesgeschäft fokussieren.

Welche weiteren Produkte bietet RWB ihren Geschäftskunden an?


Christian Favre: Als Energieversorgerin bietet die RWB weiter auch Gas, Wärme, Kälte und Wasser sowie Energiedienstleistungen an. Wir orientiern uns an den Kundenbedürfnissen und entwickeln Produkte und Dienstleistungen stets weiter. So investieren wir sukzessive in eine zeitgemässe Energieproduktion für eine umweltgerechte Zukunft und bessere Lebensqualität.

Die Produktionsmenge wurde in Folge von Corona-Massnahmen und der damit verbunden Nachfrage eingedämmt. Hat dies Auswirkungen auf die Energiepreise der RWB?


Christian Favre: Ich würde die Frage gerne mit «kann» beantworten. Lassen Sie mich dies wie folgt erklären.

Energiepreise werden täglich von diversen Einflussfaktoren getrieben. Klassische Einflussfaktoren auf den Marktpreis sind das Produktionsangebot der Kraftwerke und die Nachfrage bei den Endverbrauchern. Der Referenzpreis für Strom wird an der europäischen Energiebörse (EEX) gebildet. An dieser Börse handeln auch die grossen europäischen Stromproduzenten, welche mit ihren Volumen die Preisbildung wesentlich beeinflussen. Der Energiemix EU-28 besteht zu rund 70 Prozent aus nicht erneuerbaren Energieträgern, wie zum Beispiel Kohle, Öl, Gas und der Kernbrennstoff Uran. Die sogenannten konventionellen Kraftwerke, welche mit diesen Energieträgern Strom produzieren, sind dem Rohstoffmarkt ausgesetzt. Das gehandelte Volumen jener Energieträger sind wichtige Einflussfaktoren.

Ein weiterer Einflussfaktor ist der «Emissionsrechtehandel». Das Prinzip beruht darauf, dass ein Betreiber einer erfassten Anlage für jede Tonne emittiertes CO2 ein gültiges Zertifikat vorlegen muss. Es gibt pro Jahr nur eine begrenzte Menge an neuen Zertifikaten. Und diese Zertifikate sind an Energiebörsen handelbar, das heisst die Betreiber können überschüssige Zertifikate verkaufen oder müssen zusätzlich benötigte Zertifikate nachkaufen – das gibt Anlagenbetreibern einen Anreiz, ihre Emissionen zu reduzieren.

Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass globale Einflüsse aus Wirtschaft und Politik oder aktuell durch Gesundheitskrisen, die Strompreise volatiler gemacht haben. Eine Pandemie kann also den Preis nach unten treiben, wenn Lockdowns einen Nachfragerückgang erwarten lassen. Sie kann den Preis aber auch nach oben treiben, wenn die Aussicht auf einen Impfstoff eine Nachfragesteigerung erwarten lässt. Die Strompreise sind in den letzten Monaten stark angestiegen und es zeichnet sich auch eine signifikante Preiserhöhung für 2023 ab.

Wir befinden uns in einer herausfordernden Zeit (Corona, Russland/Ukraine-Konflikt). Auf was können sich die Kunden der RWB freuen?


Gilles Tornare: Auf eine geballte Ladung positiver Energie. Wir  haben vor kurzem einen neuen Auftritt lanciert. Das neue und frische Erscheinungsbild repräsentiert unsere Ausrichtung und unsere Dynamik ganz nach dem Claim «ENERGIE ERLEBEN». Der gesamte Internet-Auftritt wurde aufgefrischt und kundenfreundlicher gestaltet und es wurde eine neue Produktpalette eingeführt. Zudem startete der Rollout der intelligenten Zähler, welcher sich über die nächsten Jahre erstrecken wird. Weiter haben wir zukunftsorientierte Grossprojekte zum Ausbau der Fernwärme- und Kälteversorgung in Angriff genommen von Baden Nord bis Richtung Vorstadt.

Vielen Dank für das interessante Gespräch.

Johanna Graf
Ressortleiterin Kommunikation