Die Fernwärmenetze im Überblick

  • Das Fernwärmenetz in Dättwil ist ein klassisch urbanes Netz. Es dient grossenteils zur Deckung des Wärmebedarfs von Wohnbauten (Heizung und Warmwasser).
  • Das Fernwärmenetz in Baden Nord ist in der Zeit von BBC/ABB entstanden und weist daher ein gewerbliches Nutzungsprofil auf. Es wird allerdings festgestellt, dass momentan eine Transition in Richtung Wohnen stattfindet.
  • Der dritte Verbund im Quartier Kappelerhof ist seit Herbst 2020 in Betrieb und ein wichtiger Pfeiler, um die Wärmeversorgung der Stadt kontinuierlich auf erneuerbare Energien umzustellen.
Jonas Hurter, Ressortleiter Energieprojekte

Bereits in der Projektierung der Energieprojekte achten wir konsequent darauf, lokale und erneuerbare Energiequellen einzusetzen.

Jonas Hurter
Ressortleiter Energieprojekte

Welche Wärmequellen werden aktuell genutzt?

In Dättwil wird unsere Heizzentrale mit Biomasse (Holz) betrieben und die Spitzenlasten werden mit Biogas und Erdgas abgedeckt. Grosse Speichersysteme mit Wasser und Erdsondenfeldern erlauben es, die zum Teil beträchtlichen Tagesschwankungen (teils aus saisonale) aus dem Speicher zu bewirtschaften und so die Produktionsspitzen klein zu halten und diese mehrheitlich mit erneuerbarer Energie zu decken.

In Baden Nord stützen wir die Produktion auf mehrere Technologien ab, um das kommerzielle Risiko zu  minimieren. Wir konnten im Herbst 2020 die Fernwärmeleitung ab der Kehrichtverwertungsanlage Turgi in Betrieb nehmen. Um die Versorgungssicherheit  zu gewährleisten, werden nach wie vor die grossen Gaskessel in der zentrale Baden Nord belassen. Zur Zeit befinden wir uns unmittelbar vor dem Baubeginn einer grossem Erweiterung der Infrastruktur mit Grundwasserwärmepumpen.

Im Kappelerhof betrieben wir einen Biomassekessel. Zudem sind wir dabei, ein grösseres Grundwasserwärmepumpensystem zu projektieren, damit wir bei einem stetigen Wachstum des Fernwärmenetzes die Grundlage für eine hundertprozentige erneuerbare Versorgung gewährleisten können.

Welcher Anteil an CO2-kompensierter Wärme wird zukünftig angestrebt?

Mit der KVA Turgi konnten wir den Anteil CO2-kompensierte Wärme im Fernwärmenetz Baden Nord physisch auf über 80 Prozent erhöhen. Mit den geplanten Netzausbauten, den Erweiterungen der Zentrale Baden Nord und der Erschliessung von erneuerbaren Quellen zielen wir von dieser Zentrale aus mittelfristig auf einen CO2-kompensierten Anteil von grösser als 90 Prozent. Zusammen mit den Prognosen der langfristigen Veränderung des Gebäudeparks und der Arbeiten, die wir in der Netz- und Speicherbewirtschaftung angestossen haben, zeichnet sich eine hundertprozentige erneuerbare Versorgung als machbar ab.

Woher stammt das Holz, das in der Energiezentrale Dättwil verbrannt wird? Wie wird es aufbereitet und wie sieht die Versorgungssicherheit bezüglich Holz in Zukunft aus?

Ungefähr 25 Prozent des Holzes stammen direkt aus dem Wald der Ortsbürger Baden. Dieses wird nach dem Holzschlag in Holzhaufen im Wald gelagert und nach circa sechs Monaten im Wald gehackt und direkt in den Bunker der Energiezentrale Dättwil geliefert. Die Restmenge ist Landschaftspflegeholz, das an zwei Orten im Aargau aufbereitet und gelagert und dann zum Verwendungszeitpunkt angeliefert wird. Die Versorgungssicherheit ist dadurch gewährleistet, dass nie mehr Holz geschlagen werden darf, als nachwächst. Der Kanton überprüft dies alljährlich. In 22 Sekunden wächst 1 m3 Holz im Badener Wald nach. Somit steht für energetische Zwecke genügend Holz aus der Region zur Verfügung.

KlimaPLUS - Was steckt in diesem Projekt?

Das Produkt KlimaPLUS bietet Kundinnen und Kunden die CO2-Kompensation ihres Wärmebedarfs an. Dabei beschafft RWB automatisch die bei der Wärmeerzeugung entstandenen CO2-Emissionen in Form von CO2-Zertifikaten bei einem anerkannten Schweizer Partner. Die Kompensation erfolgt über ein Reduktionsprojekt im Ausland mit einem «Gold Standard Label». Kompensiert werden vornehmlich die Spitzenlasten und die Redundanzversorgung, da diese nicht immer mit erneuerbaren Energien abgedeckt werden können.

Logo klimaPLUS

Wie sieht es mit Fernkälte aus? Gibt es hierzu bereits Ideen?

Die ersten paar Hundert Meter Fernkälteleitungen sind verbaut. Wir stehen unmittelbar vor der Eingabe eines Baugesuchs zum Bau einer grossen Kältezentrale in Baden Nord. Die ersten Kältelieferverträge sind unterschrieben. Ja, wir haben die Ideen konkretisiert und die Realisierung beginnt nun.