begeistert
06.06.2023
Charly, wie würdest du dich selbst beschreiben?
Ich bin 64 Jahre alt, mag Kunst, Kino, Musik und Mode. Aufgewachsen bin ich in der Nähe von Winterthur, inzwischen lebe ich seit vielen Jahren in Zürich. Nach dem KV habe ich 34 Jahre in einem IT-Unternehmen gearbeitet. Mit 57 Jahren wurde mir aufgrund einer Reorganisation gekündigt. Seither habe ich trotz aller Bemühungen leider keine Stelle mehr gefunden – wohl wegen meines Alters.
Wie nutzt du deine freie Zeit?
Keine Arbeit mehr zu finden, war am Anfang schon enttäuschend, aber ich mache eben das Beste daraus und bin viel unterwegs. Nun kann ich schon tagsüber ins Kunstmuseum oder ins Kino, was ein Vorteil ist. Abends gehe ich seit Jahrzehnten schon regelmässig an Konzerte aller Art. Es ist immer irgendwo etwas los.
Zum Beispiel jeweils im Februar in Baden, wenn das One Of A Million Musikfestival stattfindet…
Genau. Ich habe Anfang der 90er-Jahre einige Zeit in Baden gewohnt. Die Stadt war schon damals kulturell vielfältig. Das One Of A Million gehört inzwischen zu meinen Lieblingsfestivals, ganz einfach, weil keine Konzerte zeitgleich stattfinden und man dadurch alle Events besuchen kann. Sämtliche Locations sind in Gehdistanz erreichbar, das finde ich toll. Auch, dass die Veranstalter auf Nachhaltigkeit setzen, ist vorbildlich und entspricht meinen Überzeugungen und dem Zeitgeist.
Du fällst vielerorts als passionierter Tänzer auf. Wie beschreibst du deinen Tanzstil?
Ich hatte schon immer meinen eigenen Tanzstil und improvisiere einfach irgendwie. Früher habe ich hin und wieder Tanzkurse besucht, aber sobald es um vorgegebene Figuren oder Schemen geht, wird es schwierig für mich.
Wie fallen die Reaktionen aus?
Die Reaktionen sind durchwegs positiv. Viele Bands freuen sich, wenn ich komme. Sie mögen es, wenn jemand zu ihrer Musik tanzt und dadurch etwas Stimmung macht. Schon öfters wurde mir gesagt, es sei ein Gütesiegel, wenn ich einen Event besuche. Es gibt auch immer wieder Leute aus dem Publikum, die es inspirierend finden, mir zuzuschauen. Das freut mich natürlich.
sind seine bunten Hemden und sein individueller Tanzstil.
Was gibt dir das Tanzen?
Wichtig ist mir die Nähe zur Musik. Ich möchte die Band sehen und spüren, was passiert. Grosse Veranstaltungen mit vielen Screens interessieren mich weniger. Da kann ich geradeso gut eine Konzert-DVD schauen. Ich habe einfach Freude daran, mich zu bewegen und mich gehen zu lassen. Ausserdem ist es zugleich ein gutes Fitnesstraining, da ich sonst keinen Sport treibe.
Was hat es mit deinen bunten Hemden auf sich?
Die Hemden sind schon eine Art Markenzeichen. Seit einem Sprachaufenthalt in London in jungen Jahren interessiere ich mich für Mode. Ich mag bunte Kleider und habe zirka vierzig Hemden im Schrank.
Was macht für dich ein gelungenes Konzerterlebnis aus?
Eine gute Band, etwas Platz zum Tanzen ganz vorne an der Bühne und vielleicht noch einen Gin Tonic. Was ich nicht mag, ist unkontrolliertes Pogen und wenn die Leute im Publikum ständig «schnurred» – das finde ich respektlos.
Welche Bands und Locations magst du besonders?
Da habe ich den Überblick verloren. Ich bin gerne an Festivals in Spanien und England oder an kleinen Openairs in der Region. Ansonsten besuche ich viele verschiedene Clubs, meist entscheide ich mich spontan, welche Konzerte und Bands ich sehen möchte. Lieblingsbands habe ich keine. Aber ich entdecke gerne Neues und bin, was die Stilrichtung angeht, offen für alles.
Zum Schluss: Weshalb sollten wir alle viel mehr tanzen?
Weil es einfach gut tut. Und vielleicht auch, weil es ein Ausdruck von Lebensfreude ist.