Aktuelles zu den Energiemärkten
Steigende Preise, unklare Aussichten: Was die Strom- und Gasversorgung der nächsten Monate anbelangt, so lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt fast nur spekulieren. Gilles Tornare, Bereichsleiter Marketing der RWB, zum Stand der Dinge.
26.10.2022
Mit dieser Situation hat niemand gerechnet.
Die drohende Strom- und Gasmangellage dieses Winters hält Energieversorgungsunternehmen wie die Regionalwerke AG Baden weiter auf Trab. Auch wenn derzeit viele Vermutungen angestellt werden, ist nicht einzuschätzen, wie sich die Situation effektiv entwickeln wird. «Mit möglichen Krisensituationen aufgrund langanhaltender Stromunterbrüche in Baden setzen wir uns schon seit längerem auseinander.
Seit letztem Winter beschäftigen wir uns zudem intensiv mit dem neuen Thema Energiemangellage», sagt Gilles Tornare. «Seit dem Ausbruch des Ukraine-Konflikts im Frühjahr hat sich die Lage aber noch wesentlich verschärft – damit konnte niemand rechnen.» Fakt ist: Die Gasversorgung der Schweiz ist von den Lieferungen aus Osteuropa, namentlich von Russland, abhängig. Und weil aus Gas im Ausland auch Strom erzeugt wird, sind die beiden Energiequellen eng miteinander verbunden.
Preisliche Auswirkungen bei Strom und Gas
Ende August hat die RWB die Strompreise fürs kommende Jahr bekannt gegeben. Gilles Tornare: «Da wir den Strom in Tranchen beschaffen, das heisst strategisch verteilt zu unterschiedlichen Einkaufszeitpunkten, konnten wir die massiv gestiegenen Einkaufspreise am Markt stark abfedern.» Oder anders: Weil wir die Beschaffung für unsere Kundinnen und Kunden in der Grundversorgung für 2023 bereits im Voraus getätigt haben, wird sich die aktuelle Situation mit stark überhitzten Strompreisen in den Folgejahren stärker auswirken. Für die Folgejahre jedoch schon. Ein durchschnittlicher Haushalt wird für das Standardprodukt «primastrom» aus Schweizer und europäischer Wasserkraft 2023 rund einen Drittel mehr für den Strom bezahlen müssen. Auch der Gaspreis hat sich seit Anfang Jahr vervielfacht. Die RWB beschafft das Gas für die Kunden quartalsweise über eine Einkaufskooperation mit 18 anderen Gasversorgern. «Für die letzten drei Monate des Jahres muss der Gaspreis nochmals angehoben werden», sagt Tornare. «Wie es preislich für das erste Quartal 2023 aussehen wird, können wir derzeit nicht abschätzen.»
Ziel der RWB ist es, ihre Kundinnen und Kunden möglichst frühzeitig zu informieren, damit diese wissen, auf was sie sich einstellen müssen und damit eine gewisse Planungssicherheit gewährleistet ist.
Aktuelle Versorgungs- und Preissituation
Drohende Mangellagen – Zuständigkeiten sind klar
Grundsätzlich ist die RWB verantwortlich für die Beschaffung und die reibungslose Lieferung von Strom und Gas im Versorgungsgebiet sowie für die lokale Wasserversorgung. «Was die Wasserversorgung betrifft, so sind wir gut vorbereitet und würden bei einer Strommangellage den Betrieb der Pumpen mittels mobiler Diesel-Notstromaggregaten in den Griff bekommen.» Eine Task Force der RWB befasst sich laufend mit weiteren möglichen Szenarien einer Mangellage.
Die Geschicke national und international zu beeinflussen, liegt allerdings nicht in der Macht der regionalen Energieversorgungsunternehmen. Dafür ist der Bund mit den nationalen Organisationen wie der KIO, die Kriseninterventionsorganisation für die Gasversorgung, und der OSTRAL, die Organisation für Stromversorgung in ausserordentlichen Lagen, zuständig. «Deren Aufgabe ist es, den Gesamtüberblick zu behalten und die Anliegen der Schweiz auf übergeordneter Ebene zu vertreten.» Diese Organisationen arbeiten im Auftrag des Bundes, der über allfällige Massnahmen wie Sparappelle an die Bevölkerung oder Kontingentierungen bestimmter Kundengruppen entscheidet. «Letztlich sitzen wir aber alle im gleichen Boot. Im Krisenfall ist es unsere Aufgabe, die Anweisungen des Bundes umzusetzen.»
Bleibt zu hoffen, dass sich die Situation in den nächsten Monaten entschärft. «Was wir aber alle schon jetzt lernen und tun können, ist der sparsame Umgang mit Strom und Gas», sagt Gilles Tornare. «Nutzen wir die Chance uns mit dem Thema auseinanderzusetzen, damit wir im Ernstfall vorbereitet sind.»
Drei Tipps: So sparen Sie Strom, Gas und Geld
Heizung: Ob mit Strom oder Gas: Heizen Sie weniger stark. Jedes Grad Raumtemperatur, das Sie einsparen, verbraucht sage und schreibe rund sechs Prozent weniger Energie.
Wasser: Lassen Sie Abwasch- und Waschmaschine nur ganz gefüllt und im ECO-Modus laufen. Benutzen Sie, wo immer möglich, kaltes Wasser.
Licht: Ersetzen Sie herkömmliche Glühbirnen durch LED und löschen Sie das Licht, sobald Sie einen Raum oder das Haus verlassen.
Weitere Spartipps
Informationen zur Strom- und Gasmangellage